Mit großer Verspätung fand die Verleihung des Gustav-Regler-Preises 2020 der Stadt Merzig an Guy Helminger und des Gustav-Regler-Förderpreises des Saarländischen Rundfunks an Bernd Marcel Gonner am 12. Juni 2022 statt.
„Lieber Herr Gonner, lieber Herr Helminger, es gab in der Geschichte noch nie Preisträger, die so lange auf ihren Preis warten mussten.“ So begrüßte der Bürgermeister der Stadt Merzig, Markus Hoffeld, die beiden Preisträger, die nach so langem Warten am 12. Juni 2022 endlich in Präsenz ihre Preise entgegennehmen durften.
Bernd Marcel Gonner wurde für seine Prosa-Collage „Transitverkehr“ mit dem Förderpreis des Saarländischen Rundfunks ausgezeichnet. Es ist ein dichter, experimenteller Text, für den der Luxemburger geehrt wird. „Ich erzähle die Geschichte vom Lautwerden und Schweigen. Es ist die Geschichte, wie ich mich einmische in die Welt. Es ist die Geschichte, wie weit Lautwerden trägt und wann es sinnvoll ist, zu schweigen und still zu werden, weil das Lautwerden nichts mehr nützt – und ich erzähle natürlich auch die Abgründe vom Schweigen, das zur falschen Zeit kommt.“ Die Jury hob vor allem die Einzigartigkeit des Textes, sowohl auf inhaltlicher sowie auch auf stilistischer Ebene, hervor. Jury-Mitglied Dr. Claude Conter, Leiter der Nationalbibliothek in Luxemburg, fügt abschließend hinzu: „Ich glaube, es ist der Geist von Gustav Regler, der diesen Text auch inspiriert hat, und das glaube ich, ist auch wichtig für einen Förderpreis, dass es nicht nur eine gute Literatur ist, das ist eine erste Voraussetzung, sondern es ist eben auch der Förderpreis des Gustav-Regler-Preises. Und wir wollen ja auch an Gustav Regler erinnern, und dieser Preis dient dazu, neue Texte, neue Autoren zu entdecken und immer wieder an den Namensgeber zu erinnern.“
Eigenartig bleibt nicht zuletzt, wie sich die Wege schneiden: In seiner Autobiographie „Das Ohr des Malchus“ (1958) erzählt der gebürtige Merziger Gustav Regler von den Spaziergängen der drei Regler-Kinder mit dem Vater dorthin, „wo es keine Geographie mehr gab“, „zur alten vielumstrittenen Grenze zwischen Deutschland und Frankreich“, ins „Niemandsland“, wo die Äpfel auf den Streuobstwiesen ebenso deutsch wie französisch waren. Hier oben scheint es ganz logisch zu sein, dass Gustav Regler sich selbst als „Sohn aus Niemandsland“ bezeichnete. Nicht genug aber. Claude Conter schloss seine Laudatio auf Gonners „Transitverkehr“ mit dem Hinweis: „Gonner bevorzugt es, im Niemandsland zu wohnen.“
Link zur Berichterstattung zur Preisverleihung des Saarländischen Rundfunks
Merziger Nachlese von Bernd Marcel Gonner
Merziger Milieu
Zuerst dachte ich,
es ist der Himmel, der groß ist
über dir –
weiße Schäfchenwolken auf blauem Grund.
Dann besuchte ich Reglers Stein,
der hier ankert
für die irdischen Zwecke.
Er wog schwer.
Wie es sich so gehört.
Schließlich redete ich
mit Menschen
in Engelszungen
– ein ganz besonderer Schlag.
Da begriff ich:
Es ist der Himmel, der los ist mit dir –
lauter Schäfchen auf gutem Grund.
Gedenkstein für Gustav Regler
(Merzig, am Seffersbach)
Gerastet, ans Füttern der Vögel gedacht, schlussendlich
Mensch unter Menschen gewesen –
in die Nussschale eins, mit dem Kanu das andre durch Mitternacht – –
selbst Kometen schweifen ab und kehren als niedere Besen.