Bernd Marcel Gonner – Oderberger
Ein Versepos

15,00 

Oderberger – Ein Versepos
Künstlerbuch von Bernd Marcel Gonner
ISBN 978-3-931140-35-9
KILLROY media, 2020
KILLROY Künstlerbuch
4 Photographics – Die Oderberger-Jungs – Rue, Toxo, Flocke und Wolle
88 Seiten
Fadenheftung mit Kapitalband

Zusätzliche Informationen

Gewicht 0,214 kg
Größe 20,5 × 13,6 × 1,1 cm

Zum Inhalt

Oderberger – Ein Versepos

Nennen wir es: Versepos. Sagen wir: Zwischen Ganzgroßengefühlen (!) und Banalitäten, Dramaqueen und Rührung – eine ganze Welt. Fragen wir: Vier aus der Spur gelaufene Kerle – Punks & Ausreißer – 1989 (und die Jahre) – was treibt sie um in ihrem Ostberliner Quartier? Nein: Wir servieren keine verstaubten Wendeerzählungen. Zwischen ins Mittelalter sich durchboxenden Reimgängen, Raubein und Ohrenkerzen eigener Kaliber sind Rue, Toxo, Wolle und Flocke zwischen Droge Sehnsucht und offnem Entzug on tour – Paradiesesvögel im ew’gen paradise lost: Wir umarmten uns in Abrisshäusern. Wir kannten einander bis aufs Blut, wir wussten noch nichts von Benetton und McCain und wollten es auch nicht wissen. Immer blieb ein Rest Geheimnis und die Revolte war das schönste davon. Wir waren in den Räumen unserer selbstgestrickten Geschichte(n) zuhause. Wir waren bis zur Halsschlagader verliebt. Wir träumen von Umarmungen in Abbruchhäusern.

Über den Autor

Bernd Marcel Gonner

  • • Geboren 1966
  • • Luxemburger von Vaterseite, Böhme von Mutterseite
  • • Alma mater: Uni Bamberg
  • • Er arbeitet als freier Schriftsteller (Lyrik, Prosa, Theater, Kinderliteratur)
  • • Landschaftspfleger auf eigenem kleinem Hof sowie freiberuflich als DaFler
  • • Vielfältige Zusammenarbeit mit den Komponisten Bernhard Ruchti und Michael Maria Ziffels
  • • Für seine Arbeiten wurde er bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet:
  • – 2017 mit dem 2. Preis des Lyrikpreises Feldkirch (ex aequo mit Johannes Tröndle)
  • – 2. Preis des Concours littéraire national (Luxembourg)
  • – Hörspielpreis des staatlichen sozio-kulturellen Radiosenders 100,7 des Großherzogtums Luxemburg
  • – 2019 mit dem 2. Preis des 6. Bonner Literaturpreises der Autorengruppe Dichtungsring
  • – 2020 mit dem Gustav-Regler-Förderpreis des Saarländischen Rundfunks
  • – Zuletzt erhielt er den Deutschen Preis für Nature Writing 2021, vergeben durch den Verlag Matthes & Seitz, Berlin in Kooperation mit dem Umweltbundesamt sowie der Stiftung Kunst und Natur

Hörproben

Transitverkehr – Matthias Ransberger (08:15 Min.)

Wüstengeister – Matthias Ransberger (02:58 Min.)

Rezensionen

Leseschatz: Bernd Marcel Gonner „Oderberger“

besprochen von Hauke Hader am 2. Juni 2022

Dieses Versepos kloppt sich ins Gemüt und entfaltet sich dabei langsam und gärt innwendig. Es lebt von der Sprache, der Rhythmik und den Polen, die sich verbinden, abstoßen und mit der Handlung und Entwicklung einen ganzen Roman in Lyrik erfassen. Doch benötigt das Werk Zeit. Zeit der Verdauung. Das Buch gibt es bereits seit 2020 und ist der Auftakt, der mit „Volk der Freien“ fortgeführt wird. Nun liegt „Oderberger“ als großartiges Hörbuch vor. Somit kann man das Werk wie folgt am besten inhalieren: lesen, hören und dann beim erneuten Hören mitlesen.
Die Pole sind dem Umfeld entsprungen. Die Handlung beginnt 1989 in Ost-Berlin. Die heraufbeschworene Kulisse ist geprägt durch Häuserschluchten, Rauch, Mief und Scherben. Schnee wird gegen Ende blutgetränkt sein. Hier tauchen sie auf, die vier Helden. Vier blutjunge Punks und Ausreißer. Ihre Leben ist in dieser erfassten Lebensphase voller Banalität, Gewalt und Liebe. Die Sprache ist eine Lyrik, die vorerst nicht an Punks denken lässt. Somit ist ein Kunstwerk entstanden, das vermeintlich Primitives in raffinierte Schönheit verwandelt. Die Alchemie des Textes kann mit einem Kieler Graffiti beschrieben werden: „Beim Pissen begriff ich den Kosmos“.

Das Plumpe, das auffällige nicht auffallen wollen und das Groteske werden allein durch die Sprachkunst des Epos zu etwas Enthobenem. Dabei wirkt es lediglich nur beim ersten Betrachten als gekünstelt, als überbordend und die Szenerie entstellend. In „Oderberger“ ist das Leben stets an der Kante. Mit dem Verlauf des Gesanges fräsen sich die Zeilen in den Geist ein und das Gesagte erklingt bisweilen verzögert. Der Mensch als Individuum benötigt helfende Hände, auch in der Anarchie. Punks als Paradiesvögel, als anrührende Helden, die sich erfinden oder verlieren und neuerfinden. Es sind: Rue, der mit den kurzen Beinen, ein Oderberger Heiland, Toxo, der Schöne mit seinen Seelenkrawallen, Wolle, der unreine Tor und der Knaller Flocke.
Mode oder Schick ist ihnen fremd. Sie leben oft in fremden Hosen in Abrisshäusern und ihre Revolte wendet sich von innen nach außen. Ihre Worte sind Hülsen, die wie buntes Graffiti die Wände zieren. Ihrer Geschichte lauschen wir, werden Zeugen und ein „O – der – ber- ger“ verklingt. Hier weiß man nicht immer, ob Herz oder Hirn angesprochen wird. Beben tut nach der Lektüre beides. Als hätten sich zum Beispiel Goethe und Bukowski betrunken und hier den letzten Schliff vorgenommen.

Ein Punkermärchen, das sich entfalten muss. Das Hörbuch ist tolles Kopfkino von Matthias Ransberger, der den Versen und den jeweiligen Figuren viel Leben einhaucht.
Eine Sehnsucht nach Liebe, die durch Nietenarmbänder kaschiert wird. Also Augen und Ohren auf! Die Revolte dauert an!

Wirklichkeitspralle Kopfbohrungen von Inge Braune