Philipp Schiemann –
Gedichte 1996 – 2000
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Philipp Schiemann
Gedichte und Fotografien 1996 – 2000
ISBN 978-3-931140-33-5
ISBN 3-931140-33-4
KILLROY media, 2001
KILLROY Künstlerbuch
68 Seiten
Kartoniert, Fadenheftung, druckveredelt.
Bilddruck im 80er-Raster
Zusätzliche Informationen
Gewicht | 0,306 kg |
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Größe | 25,0 × 19,5 × 0,65 cm |
Zum Inhalt
Gedichte und Fotografien 1996 – 2000
„…the cutting edge of young German poetic life…“
Lawrence Ferlinghetti San Francisco, 10/99
„,Lobgesang auf Claudias Arsch? heißt ein Stück Lyrik, das mit 29 weiteren den Weg zwischen die Buchdeckel gefunden hat. Dazu kommen 30 Fotografien (von Alexandra Höner, Andreas Schiko und Saskia Boachie), die allesamt den Autor, Schauspieler und Musiker Schiemann zeigen. Und der beschreibt den Umgang mit der Erwartungshaltung wie folgt: ,Wer Hardcore bestellt, der soll auch Hardcore bekommen.?“ Coolibri 05/2001
Über den Autor
Philipp Schiemann
Philipp Schiemann wurde 1969 in Düsseldorf als Sohn eines Kunstmalers und einer Goldschmiedemeisterin geboren. Er ist Verfasser von mehreren Prosa- und Lyrikbänden sowie Sachbüchern über traditionelle afrikanische Religion. Zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien und Magazinen, seit 1996 Lesungen in ganz Deutschland, Stippvisiten auch in Schweden, der Schweiz, Österreich, der Tschechei und den USA. Im Audio-Bereich liegen neben fünf Platten mit seiner Band „Conscious“ (zwischen 1993 und 1999) vier Hörbücher von Schiemann vor, die Live-Aufnahmen von verschiedenen Vortragsreisen enthalten. Schiemann ist Literaturförderpreisträger der Landeshauptstadt Düsseldorf 2002 und erhielt mehrere Arbeitsstipendien von Stadt und Land. Seine letzte Print-Publikation, „Rockstar 5.0“ erschien im Sommer 2020 bei Killroy media, Ludwigsburg.
Rezensionen
BLITZ!
10/01 Monatsmagazin, Leipzig Gutes Ding Bolognese in der Birne
Philipp Schiemann drückt sich und die Welt.
Letztens hab ich mal auf Anraten und Veranlassung vom Klinikarzt ’ne Schädeltomografie oder so ähnlich machen lassen, und bei der Gelegenheit wurde dann festgestellt, daß ich Löcher im Kopf habe. Deshalb müßt ihr aber jetzt nicht anfangen zu weinen, ich tu es ja schließlich auch nicht.“ Nee, weinen tut er wahrlich nicht, der Joey, der der Therapie trotzte und wieder voll auf Dröhnung durch die „Suicide City“ dümpelt. Bei der Waran-Barbara kann er mal schlafen und vergißt sich auf den Matratzen und in allen Organen. Der Hester wird das Gebiß zertreten. Dem Dirkie wischt die Omi die Exkremente weg. Gloria trägt nur Slip und Cowboystiefel. Georg bekommt die Pfanne mit voller Wucht in die Fresse. Zwischendurch setzt’s nicht nur bei Joey sondern bei allen mit solcher Art „Bolognese im Gehirn“ aus, aber dann geht die Party ohne Ende weiter. „‚Wir haben dir etwas gespritzt‘, sagt Gloria. ‚Oh wie schön‘, sage ich und kotze mir unspektakulär mit leisem Husten einen kleinen Schwall Galle vor den Latz. Volker muß lachen, und Klaus setzt die Kennermiene auf, rät mir, Heißwasser nachlaufen zu lassen … Klar, denke ich. Wir werden uns jetzt alle schön vollknallen, und wenn wir dann richtig beyond sind, kommt der große Plan, der uns aus der Scheiße wieder herauskatapultiert. In hohem Bogen. Jaja.“ Solch Plan und eine Viertelmillion können auf natürlichem Wege nicht ohne weiteres Wirklichkeit werden. Und bis zu diesem großen Reibach treibt eine Pistole für Joey und Konsorten die nötigen Finanzen ein. Und deshalb gibt’s dann wieder ’ne Party und weil’s so schön war, wird darauf nochmals gevögelt. Da geht noch mehr ab als ohnehin schon. Echt Kacke nur neben aller Scheiße, niemand rückt diesen Helden die Welt wieder gerade, diese Existenz nämlich treibt geradewegs in den Abgrund, und von dort taucht keiner ohne Schaden wieder auf. Aber kurz vorm Nullpunkt irgendwie hat plötzlich Joey von Suicide City genug und wünscht sich den easy way out. Er stürzt einfach los ins andre Leben, und uns Lesern bleibt die Hoffnung, daß er dort auch ankommen möge. Philipp Schiemann hat autobiografische Bezüge dieses Horrortrips nie bestritten. Er ist im anderen Leben, er ist in unsrer schönen, neuen Welt angelangt. Dies kann man nachlesen – die Lektüre empfiehlt sich trotz oder wegen all der Widrig- und Widerwärtigkeiten. Ob sich eine Reise gen Suicide City in Reality lohnt, möge ein jeder selbst entscheiden. Doch Schiemann kann man auch hören, zum einen mit seiner Band Conscious, zum anderen auf Doppel-CD gebrannt. „I’m a poet“, sagen darauf zehn Autoren der amerikanischen Westküste. Bis dorten war der Autor bereits auf Lesungstour und hat die Wortgewaltigen des Bay Areas vor sein Mikro gebeten. „I’m a poet“, sagt darauf auch Philipp Schiemann höchst persönlich, und wir Leser können ihm lauschen. Live. Neben vielen Einblicken ins Oeuvre werden auch Episoden aus Suicide City geboten. Und, ehrlich, das Original Philipp Schiemann ist so nur mit sich selbst zu vergleichen. Und was wir dank ihm von Menschenkindern hören und lesen können, eröffnet uns sehr andre Welten. Ob wir die näher kennenlernen möchten, bleibt uns Konsumenten überlassen. Für die Bolognese in seiner Birne trägt jeder selbst Verantwortung. Man muß dafür etwas tun, und das ist gut so. Ihr macht’s doch sowieso richtig, oder? HK
Rheinische Post, Düsseldorf, 10.08.2000
„I’m a poet“, sagt der Düsseldorfer Autor Philipp Schiemann, der arrogant wirkt, nachdenklich ist und das Schöne sucht. „Ich habe wieder einmal hardcoremäßig Geldprobleme, Miete, Krankenkasse, Nebenkosten, Telefon, es ist alles offen. Trinke literweise Kranwasser, damit ich den Hunger nicht mehr spüre. Es wird langsam Zeit für einen ordentlichen Mundraub, im Real-Supermarkt einfliegen, den Liegestuhl vor der Kühltheke aufstellen. Den Fjord-Lachs zu mir, ihr Wichser!“ * Eine harte Stimme. Eine gehässige Stimme. Arrogant klingt sie. Genüsslich raunzt sie in kurzen Prosastücken politisch Unkorrektes heraus, kehrt immer wieder zu Vulgär-Ausdrücken zurück. Fast unerträglich arrogant klingt der Düsseldorfer Underground-Künstler Philipp Schiemanm auf seiner CD „I’m a poet“. Erlebt man den 30-Jährigen dann life – etwa kürzlich auf einer Lesung im Düsseldorfer WP8 – ist man überrascht. Der Mann am Mikro ist zerbrechlich schmal, das Gesicht verletzlich-sensibel-intelligent, die Schultern vorgebeugt, die Augen melancholisch. Hin und wieder lacht er selbstironisch auf, wenn er allzu drastisch formuliert hat. Stimme und Aussehen sind nicht der einzige Widerspruch bei dem Mann, dessen eine Körperhälfte tätowiert ist, die andere unbeschrieben. „Der soll ein ziemlicher Idiot sein“, murmelt ein etwa 18-jähriger Zuschauer im WP8. „Der Mann ist Kult“, sagt hingegen Michael Schönauer vom KILLROY media Verlag in Asperg; das muss er auch, verlegt er doch schließlich das einzige Hardcover-Buch von Schiemann, „Suicide City“. „Schiemann ist eine faszinierende Persönlichkeit“, fügt sein Verleger hinzu. „Ein umgänglicher Mensch mit sehr viel Tiefe.“ Und Philipp Schiemann selbst nennt sich Musiker, Autor und Schauspieler. Von ihm sind neben „Suicide City“ ein Band mit Kurzgeschichten im Berliner Andre-Henze-Verlag sowie weitere Kurzgeschichten in Anthologien (Anmerkung des Verlags, SOCIAL BEAT SLAM!poetry Bd. 1 – 3) erschienen. Er singt in einer Rock-Band und hat in Selbstproduktion fünf CDs herausgebracht. Mit seiner Slam-Literatur tourt er durch Deutschland (300 Mal ist er seit 1996 aufgetreten). Im vergangenen September hat er sogar in San Francisco gelesen – auf Einladung des Goethe-Instituts. Im Herbst erscheint im KILLROY-Verlag ein Band mit Lyrik und Fotos von Schiemann. Jetzt schreibt er an seinem ersten Roman. „Im Grunde ist es eine simple Geschichte“, sagt Schiemann, „Es ist die Story von der Mafia und einem Überfall auf eine Bank, bei dem zufällig ein Schwarzgelddepot getroffen wird. Doch dies ist nur die Rahmenhandlung, nur ein Konstrukt, um auf Gleisen zu fahren, wie ich will.“ Denn was ihn eigentlich interessiert, ist das Elementare: Liebe, Tod, Hunger, Trieb. Das sagt er in seiner Bilker WG-Wohnung. Wieder in einem engen T-Shirt. Eine Tasse mit Pfefferminztee und eine schwarze Schachtel Zigaretten der Marke John Player Special vor sich. Warum er mit zehn Jahren angefangen habe, zu schreiben? Er denkt kurz nach, blickt aus dem Fenster, grinst und sagt, „wahrscheinlich, weil ich vor der Klasse cool dastehen wollte“. Später spricht er davon, wie schwierig es ist, bewusst zu leben, von der Zen-Meditation, über persönliche Entwicklung, dass man nur an sich selbst arbeiten könne und dass bei ihm „noch viel im Argen sei“. Ein offener, ein nachdenklicher Mensch. Der die arrogante Wirkung seiner Stimme auf der CD nicht mag. Das ist verblüffend, wirken doch viele seiner Texte, als lehne er die Gesellschaft und die meisten ihrer Mitglieder ab, als habe er nur Verachtung und Hass für sie übrig und neige zur Selbstgefälligkeit. Eine Kostprobe aus der frühen Kurzgeschichte „So siehts aus“: „Oh Gott. Er haßte die Menschen. Er haßte selbstverständlich auch sich selber. Es war ein unerträglicher Zustand, aber ihm kam es zumindest ehrlich vor. Er war des Hinnehmens müde. Er fragte sich, wie man überhaupt darüberstehen sollte. Die Leute, die diesen Scheiß erzählten, zahlten doch selber jede Menge drauf. Er verstand das alles nicht. Wenn er sich aufregte, schien es ihm, als wäre er der einzige Mensch, der die Dinge wirklich klar sieht.“ Das würde er so nicht mehr schreiben, sagt Schiemann. Verbitterung und Hass findet er schlecht. Er will weg von den plastisch-drastischen Beschreibungen von Sex und Sex-Phantasien, die bislang eins seiner Hauptthemen waren. Er will sein Spektrum erweitern, mehr über Schönheit schreiben, sei diese doch schwieriger und „subtiler“. Das einzige Werk, das er jetzt noch stehen lässt, ist „Suicide City“. Eine Dokumentation des Randes Der Text über Drogensüchtige hat sprachliche Kraft. Schiemann gelingen dichte, atmosphärische Beschreibungen; der Schluss ist aberwitzig-fantastisch. Aber warum keine Sprache, die noch nackter und kompromierter ist und auf die vielen umgangssprachlichen Ausdrücke wie „erstmal“ und „ungeheuerlich“ verzichtet? Denn so erinnert sie an die Sprache von Büchern wie Christiane F.s „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Als Dokumentation vom Leben am Rande der Gesellschaft geeignet. Aber als Literatur mit Kunstanspruch? Schiemann verbindet mehr mit Christiane F. Auch er hatte eine wilde Zeit im Drogenmilieu, war sechs Jahre drogen- und alkoholsüchtig. Deshalb sagt auch sein Verleger Schönauer: „Er ist eine integre Person; zwischen seinem Schreiben und der Wirklichkeit gibt es keine Diskrepanz.“ Vielleicht liegt es auch an diesem Mythos vom Künstler, der alles durchgemacht hat, und der coolen Ausstrahlung des Mannes, die ihm – neben seinem kreativen Potenzial – in der Szene Popularität sichern. Doch die Outlaw-Seite ist ähnlich wie sein halbseitig tätowierter, halbseitig weißer Körper nur ein Teil von Schiemann. Man ist auf diese andere, hellere Seite gespannt.
Karen Wientgen
Lichtwolf
„Abuse myself I wanna die!“
Ahar – HIER! Geht es nicht um „Rockstar
2.0“, nee, die Rakete geht ab – „5.0“
muss es schon sein – Schiemann, Düsseldorfer
Rock’n’Roller und Kunsthansdamfinallengassen,
musste relativ früh
in seiner musikalischen Karriere bemerken,
„dass der Mann mit dem Geldkoffer
wohl nicht mehr
kommt“ (Eigenzitat), und so hat sich
wohl recht viel, hm, Druck, sprich: Hass
angestaut, der … der sich denn wohl
mal Bahn brechen musste …
So läuft Schiemann in dem kleinen
Bändchen ganz ordentlich Amok – wer
Social Beat, Studentenschreck-Sprache
und schon, ähm, leicht überzelebrierte
politische Unkorrektheit schätzt, wird
hier ganz gewisslich fündig – ein Stück
Prosa wie ein Songtext von G.G.Allin.
(bd)
Philipp Schiemann: Rockstar 5.0. Killroy Media
2020.
ROCKMAGAZINE.net 2020
Hörbeispiele
Philipp Schiemann – Gedichte – CHANCE (Seite 6)
Philipp Schiemann – Gedichte – ICH UND DIE SIXTIES (Seite 52)